Kater Nielsen inszeniert seine Heimkehr

Kater Nielsen inszeniert seine Heimkehr.

Kater Micky war vor einigen Jahren überraschend verstorben. Sein Herrchen wollte ihn zurückhaben. Darauf hatte Micky nur gewartet und gab jede Menge Informationen. Noch im Sommer wollte er wiederkommen, als Geschenk: ein kleiner schwarzer Kater mit etwas weiß. Alle würden ihn lieben. Er machte ganz detaillierte Angaben, aber im Gespräch war nicht ganz klar, ob er von der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft sprach. Er erklärte, dass er sich ganz alleine um das Wiedersehen kümmern würde.

Der Sommer war fast vorbei, als ich eine SMS erhielt: „Micky ist wieder da. Ich muss Dir eine total verrückte Geschichte erzählen.“

Micky – dann Nielsen – hatte seine Rückkehr absolut inszeniert, alle Details hatten gepasst und zwar rein „zufällig“, ohne auch nur irgendein Zutun seiner Menschen. Bald zeigte Nielsen die gleichen ausgefallenen Angewohnheiten wie früher Micky. Zum Beispiel das seelenruhig Schlafen im Waschbecken unter dem tropfenden Wasserhahn.

Auszug aus dem Gesprächsprotokoll

….Und was treibst Du dann im Moment so?

Rumliegen. Blumen beschnuppern. Ich mag Blumen.

Er zeigt mir Sonnenblumen. Blühende, gelbe Sonnenblumenblüten.

Irgendwie einen Vorgarten wie vor einem alten Bauernhaus. Einen Bauerngarten. Er stupst mit der Nase an eine Blüte. Und auf der Blüte krabbeln lauter kleine Insekten.

Aus dem alten Haus sehe ich eine alte grauhaarige Dame kommen. Mit einem Milchschälchen, dass sie auf den Boden stellt. Er läuft hin und trinkt aus der Schale. Zum Haus führt ein gepflasterter Weg mit unregelmäßig geformten Steinplatten und Zwischenräumen drin aus denen Unkraut wächst. Es sieht alles sehr gemütlich aus. Nicht steril.

Er zeigt mir Sonne, blauen Himmel, weiße Schäfchenwolken. Eine nette und angenehme Stimmung. Alles grünt und blüht.

Es wird eine Überraschung.

Er zeigt mir ein Geschenkpäckchen. Einen Geschenkkarton mit einer Schleife drum rum.

Was soll das heißen? Bist Du ein Geschenk?

Klar bin ich ein Geschenk. Und mein Herrchen freut sich riesig.

Es sieht für mich aus, als bekommt sein Herrchen Micky von jemandem geschenkt. Also überreicht. Er sucht ihn nicht selbst.

Hihi. Klingt gut, oder?

Aber wie soll das funktionieren?

Du wirst schon sehen. Das klappt. Das klappt hundertprozentig. Ist ein Kinderspiel. Ist alles eingefädelt.

Geburtstag. Geburtstagsgeschenk. Die beiden Wörter stellt er in den Raum.

Ok. Und sonst noch? Wie sieht Du aus?

Also schwarz ist dabei.

Er sieht für mich aber eher schwarz-weiß gefleckt aus. Ein Kater.

RosaNase. Klein. Ein Katzenbaby. Mehr schwarz als weiß. Aber gefleckt.

Ich bin total süß. Einfach nur zum Verlieben. Alle lieben mich. Einfach alle. Sie werden total in mich vernarrt sein. Alle. Keine Sorge. Einfachhalle. Ob Mensch, ob Tier. Null Probleme.

Und dauert das noch?

Sommer. Es ist warm. Schön warm. Trocken. Sonnenschein. Ich mag Sonnenschein.

Jemand trägt ihn bei strahlendem Sonnenschein vom Auto zum Haus. Ein winziges Katzenbaby.

Und woher kommst Du?

Überraschung 🙂

Geb doch noch ein paar Tipps. Dann kann sich Deine Familie auf dieSuchemachen.

Wieso? Ist doch nicht nötig. Die sind doch bloß neugierig. Hihi….

Kann ich schon verstehen. Wir sind alle neugierig. Aber die Überraschung wird doch noch viel größer, wenn ich nicht zu viel verrate. Ich liebe Überraschungen. Überfälle. Ich tauche auf aus dem Nichts. Da bin ich gut drin. Das habe ich immer schon so gemacht. Daran werden sie mich erkenne. Aus dem Nichts! Heute nichts und morgen bin ich da. Wie ein kleines Wunder.

Eben ein Überraschungspaket. Einfach so. Schwups und ich bin da. Das bin ich. So wie ich immer schon war. Ich komme immer als Überraschung.Dasweißmein Herrchen. Wenn er sich zurück erinnert, dann weiß er das. Unddarankann er mich auch erkennen, dass ich es wirklich bin. Ich – seinMicky:-)

So und nun mal langsam. Ich WILL nicht mehr verraten. Sonst ist derganzeSpaß doch nur noch halb so viel Spaß. Das klappt schon. Jetzt machDirmal überhaupt keine Sorgen. Ich habe das alles im Griff.Unterschätzemichmal nicht. Frag mein Herrchen. Mich darf man wirklich nichtunterschätzen.

Hab schon noch einiges vor. Und – also das finde ich zumindest – passtdasalles ganz gut rein. Genug Zeit. Genug Luft. Genug Lust. Auf einWiedersehen.

Weißt Du: nicht so viel überlegen. Nicht so viel grübeln. Das istallesgar nicht nötig. Einfach entspannt sein. Nicht drängeln. Sich zurücklehnen und geschehen lassen. Sag ihm das. Das ist wichtig.

Das ist dieBotschaft. Es kommt eh so wie es kommen muss. Ich habe alles im Griffund auf michkann man sich hundertprozentig verlassen. Großes Katzenehrenwort. Das heißt was und darauf kann mein Herrchen zählen. Er kann nicht beschleunigen.Er kann nichts verändern. Hier muss er sich jetzt mal ganz und gar aufmich verlassen. Das ist gut. Ich finde das sehr gut. Ist gut zumLernen.Aufandere verlassen Auf eine tote Katze verlassen. Ist das nicht toll?Ich finde das wirklich supertoll.

Er amüsiert sich köstlich darüber.

Später wird er sagen: war doch alles klar. Micky hats gesagt.

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