Hündin Maras letzte Wünsche

Hündin Maras letzte Wünsche

Die alte Hündin Mara wollte nicht eingeschläfert werden. Egal wie krank sie war, wollte sie jede freie Minute mit Ihrer Besitzerin genießen, mit der sie bereits von klein auf durch Dick und Dünn gegangen war.

Ihr Frauchen sollte Mara überall mit hinnehmen, auch wenn ihr das Laufen schwerfiel. Sie wollte mit ihr noch Lachen und auch Weinen. Ihr Frauchen sollte ihre Tränen nicht vor ihr verstecken. Ihr Frauchen hielt sich sehr lange an Maras Worte. Als Mara zu sehr litt, brachte sie sie dann doch zum Tierarzt zum Einschläfern. Danach entschuldigte sie sich bei ihrer Hündin. Mara meinte nur darauf: „Es ist in Ordnung. Aber wir zwei hätten noch so viel über Schmerzen lernen können.“

Auszug aus dem Gesprächsprotokoll

… Mara, überleg Dir doch mal, was gut für Dich ist und sag es mir. Das würde Dein Frauchen so gerne für Dich tun.

Sie soll mich ganz arg lieb haben und knuddeln. Das mag ich so gerne und im Arm halten. Ganz nah bei mir sein.

Kann sie noch etwas für Deine Gesundheit tun?

Da sieht es nicht so toll aus. Hilft alles nicht mehr wirklich. Die Schmerzmittel schlagen mir auf den Magen und die Verdauung. Sie helfen schon. Aber die Nebenwirkungen sind nicht gut. Hab danach lange dran zu knabbern. Mag sie nicht mehr.

Willst Du andere? Vielleicht homöopathische?

Mag eigentlich gar nichts mehr haben. Will meine Ruhe. Will alles sehen. Will Abschied nehmen von allem. Mein Frauchen soll ganz eng bei mir sein und mich festhalten. Sie darf auch weinen. Dann weinen wir zusammen.

Spüre einen Kloß im Hals und ganz viel Traurigkeit.

Will mich von allen verabschieden können. Es soll alles ganz normal sein. So wie immer. Keine besonderen Aktionen. Keine Tierarztbesuche. Kein Aufwand. Nichts Außergewöhnliches. Nur Ruhe, Abschied und füreinander da sein. Und ich will zu den Pferden.

Davon hat Dein Frauchen gesprochen. Gefällt es Dir bei den Pferden?

Ja. Sehr gut. Dort gibt es sooo viel zu sehen. Lauter liebe Tiere. Und auch Menschen. Aber nicht alle. Alle mag ich nicht.

Das heißt Du willst auf jeden Fall mit, wenn Dein Frauchen zum Stall fährt.

Klar. Sie soll mich mitnehmen. Mag nicht alleine sein. Nicht alleine daheim. Will bei ihr sein. Die Zeit die uns noch bleibt, will ich bei ihr sein. Spüre schon wieder Gänsehaut den Rücken hoch kriechen.

Sie soll alles zusammen mit mir machen. Mich mitnehmen. Ganz normal mit mir umgehen. So als wäre nichts. Keine besonderen Aktionen.

Auch kein Tierarztbesuch?

Nein. Kein Tierarztbesuch!!!! Sie sagt es mit ganz besonderer Betonung. Es scheint ihr sehr wichtig zu sein.

Das hilft nicht. Bringt nur Unruhe. Ich will Ruhe. Abschiednehmen und Zeit mit meinem Frauchen verbringen.

Trotzdem noch mal: Gibt es nicht irgendeine Medizin, die Dir helfen könnte? Jetzt oder später?

Hmmm – fällt mir jetzt nichts ein. Tee. Tee mag ich schlappern. Sie zeigt mir ein Schälchen mit Tee. Ich schmecke leicht gesüßten Tee.

Magst Du süßen Tee?!?

Ja. Sie grinst. Mag süße Sachen. Mag süßen Tee schlappern. Es sieht eher nach Honig als nach Zucker aus.

Mein Frauchen kann mir leckeren, süßen Tee kochen. Da kann sie die Heilpflanzen drin verpacken. Vielleicht auch was zur Beruhigung. Melisse. Das beruhigt mich und meinen Magen. Sie kann den Tee auch gleich mittrinken. Kann sie gebrauchen.

Wie sieht es mit den Beinwellumschlägen aus? Tun die Dir gut.

Naja – hilft nicht so sehr viel. Aber mein Frauchen beruhigt das. Also mache ich halt mit.

Soll sie die Umschläge lieber weglassen?

Wenn ich es mir aussuchen kann, dann ja – lieber weglassen. Möglichst alles weglassen. Alles ganz natürlich seinen Lauf gehen lassen. Loslassen. Verabschieden.

Spüre schon wieder die Gänsehaut hochkriechen.

Du hast doch vorhin von der Melisse gesprochen. Was hältst du davon, dass Du die auch homöopathisch nimmst? Hilft doch auch etwas gegen die Schmerzen.

Das wäre schon ok. Melisse mag ich. Und ich mag die süßen Kügelchen 🙂

Aber das reicht dann schon.

Mara, ich möchte ganz sicher sein. Das heißt Du magst nicht noch mal eine Diagnose gestellt bekommen?

NEIN. Ist doch alles klar. Bin alt. Mein Körper mag nicht mehr. Auch wenn ich so gerne wollte. Aber irgendwann wird es zur Qual …

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